Veganes Hundefutter: Pro und Contra

Veganes Hundefutter ist in aller Munde - meist allerdings im negativen Kontext. In der Regel gilt fleischlose oder gar rein pflanzliche Hundeernährung als nicht artgerecht und ungesund. Allerdings ist die Zielgruppe der Hundehalter, die sich für veggie Hundefutter entscheiden, deutlich größer als die der orthodoxen Pflanzenvertilger. Pauschal ablehnen kann man diese Art der Hundeernährung in meinen Augen nicht. Denn wer veganes Hundefutter wählt, hat zweifelsohne wichtige Gründe.

Hundefutter 100 % vegan
Naftie-Siegel für veganes Hundefutter (© Naftie GmbH)

Hundeernährung: Pflanzlich aus Überzeugung

Meist sind es überzeugte Veganer, die ihren Haustieren tierleidfreie Fütterung garantieren möchten. Aus moralischen Gründen eben. Weil sie alle Tiere lieben und nicht nur ihre Hunde. Veganes Hundefutter zu wählen, ist in meinen Augen konsequent. Und mutig. Artgerecht ist es aber nicht. Denn selbst, wenn der Hund omnivor und nicht rein carnivor lebt - tierisches Eiweiß gehört auf seinen Speiseplan. Daran lässt sich einfach nicht rütteln. Vegane Hundeernährung bedeutet schließlich eine immer währende Suche nach Ersatz-Zutaten, die den Mangel an tierischem Protein ausgleichen. Ein vegan lebender Hund ist das Produkt der heutigen Zeit und eine traurige Konsequenz des weltweiten Tiermassakers, das unter "Massentierhaltung" bekannt ist. Wäre der Umgang mit den sogenannten Nutztieren respektvoll, müsste in meinen Augen kein Hund auf Fleisch verzichten. Eins ist sicher: Kein Veganer nimmt die Entscheidung, seinen Hund rein pflanzlich zu ernähren, auf die leichte Schulter. Die meisten Menschen sind von dem Dilemma zwischen grenzenloser Tierliebe und artgerechter Hundehaltung geplagt und beschäftigen sich intensiv mit den Konsequenzen einer pflanzlichen Hundediät. Ich habe jedenfalls viel Respekt vor der Entscheidung, den Hund aus Tierschutzgründen pflanzlich zu ernähren.


Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien über fleischlose Hundeernährung:

 

Vebu: Ist vegane Hundeernährung gesund?

Universität Wien: Vegan nutrition of dogs and cats


Veganes Hundefutter perfekt für Allergiker

Immer häufiger aber sind es rein pragmatische und nicht morale Gründe, auf Fleisch in der Hundeernährung zu verzichten. Denn bei den meisten Futterunverträglichkeiten, die heutzutage auftreten, handelt es sich um Fleischallergien. In der Regel reagiert der Hund allergisch gegen eine oder mehrere Fleischarten. In besonders schweren Fällen ist er auch grundsätzlich gegen tierische Proteine empfindlich. In dem Fall bietet veganes Hundefutter eine willkommene Alternative, die den Halter von den täglichen kulinarischen Verrenkungen verschont - vegan zu kochen ist schon für die Menschen recht anspruchsvoll. Bei allergischen Hunden wird die Latte noch deutlich höher gelegt, denn das, was im Futternapf landet, muss dem Hund auch schmecken.

Veganes Hundefutter
Veganes Hundefutter: sinnvoll oder krank?

Das kleine vegane Intermezzo

Veganes Hundefutter eignet sich aber auch perfekt für fleischlose Tage, die den Körper des Hundes entlasten. Denn zu viel tierisches Eiweiß kann auf langer Sicht zu harnsaurer Diathese führen. Gicht - so die gängige Bezeichnung - ist eine sehr häufige Stoffwechselerkrankung bei Hunden, die oft nicht erkannt oder falsch diagnostiziert wird. Die Stoffwechselerkrankung entsteht durch Überfütterung mit tierischem Eiweiß, besonders bei älteren Hunden ab 5. bis 7. Lebensjahr, die neben handelsüblichem Fertigfutter auch noch Fleisch, Wurst, Pansen, Kauartikel und andere proteinreiche Snacks bekommen. Die Krankheit äußert sich in schmerzhafter Lahmheit oder in Hautproblemen, wie Juckreiz, Schuppen, nässenden Hot Spots sowie Ohren- und Analdrüsenentzündung. Ein bis zwei vegane oder vegetarische Tage entlasten die Niere und helfen, die Eiweiß-Abbauprodukte und den aus Harnsäure umgewandelten Harnstoff besser auszuscheiden. Veganes Tierfutter - sowohl in der Fast-Food-Variante aus der Dose als auch liebevoll selbst gekocht - kann also durchaus wichtigen gesundheitlichen Aspekt haben - zu viel Fleisch macht krank.

Fleisch für den Hund nur in Maßen

Selbst, wenn veganes Hundefutter in meinen Augen wider Natur ist, bin ich überzeugt, dass Fleisch in der Hundeernährung deutlich reduziert werden sollte. Mehrere Gründe sprechen dafür:

  • aus Respekt von anderen Lebewesen: Massentierhaltung gehört verboten und als Tierfreund soll man sie keinesfalls unterstützen. Wildfleisch und Bio-Fleisch bieten sich als sinvolle Alternativen an als Billig-Fleisch aus unbekannten Quellen. Und auch das in Maßen.
  • aus gesundheitlichen Gründen: zu viel Fleisch belastet den Körper und führt, gerade bei älteren Hunden zur Gicht
  • aus gustatorischen Gründen: Verschiedene Geschmacksrichtungen sorgen für Abwechslung im Napf und versorgen den Hund mit allen Nährstoffen. Einseitige Hundeernährung tut das nicht.
  • bei Allergien: Fleisch gilt als ein häufiger Allergen. Weniger und hochwertiges Fleisch minimieren das Risiko von Futterunverträglichkeiten.

UNSER TIPP:
Bei Trainingshappen und Snacks für Zwischendurch kann man auf Fleischprodukte verzichten: Vegane Hundekekse, vegetarische Hundeleckerlis oder Snacks mit Insektenprotein machen dem Hund nicht weniger Spaß und lassen den Fleischkonsum auf schmerzfreie Art und Weise reduzieren.

 


Fazit

Veganes Hundefutter ist in den seltensten Fällen die einzige kulinarische Alternative im Hundenapf. Lediglich bei Hunden, die allergisch auf jede Art von Fleisch reagieren, ist der Verzicht auf tierisches Eiweiß unumgänglich. Wer die pflanzliche Hundeernährung wählt, hat meist Tierschutz- oder gesundheitliche Gründe, wie etwa Übereiweißung und Gicht. Doch selbst wenn ich diese Art von Hundefütterung als widernatürlich und zu radikal empfinde, bereite ich sehr gerne und oft vegane und vegetarische Gerichte für meine Hunde. Und wenn ich Fleisch kaufe, landet nur Wildfleisch in meinem Warenkorb, das von frei lebenden Tieren stammt. Das ist mein persönlicher Kompromiss in dem schmerzhaften Dilemma zwischen Tierliebe und artgerechter Hundehaltung. 

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