Hundefutter im Test: „Qualität bedeutet auch Verzicht“

Gutes Hundefutter soll in meinen Augen nicht nur gesund, hochwertig und möglichst natürlich sein, es soll auch aus verantwortungsvollen Quellen stammen, seinen Ursprung also in artgerechter Tierhaltung haben. Defu, eine hessische Bio-Futtermarke, macht sich genau das zum Ziel: Sowohl das Fleisch als auch das Getreide, Obst und Gemüse, das später in den Dosen, Säcken und Sachets landet, kommt direkt von Bio-Landwirten, die in einem autarken Hofkreislauf agieren. Aus ihren eigenen Erzeugnissen produzieren sie das Futter für Hunde und Katzen, aber auch für ihre Hühner, Gänse, Wachteln, Ziegen oder Schafe.

defu Nassfutter kommt direkt von Bio-Bauern

Hundefutter im Test: Shila und Fasa beim Dosencheck

Dem Besucher der Webseite von defu Tierfutter lächeln drei Landwirte entgegen. Es ist kein Marketing-Gag und kein auf einen idyllischen Bauernhof getrimmtes Shooting-Set: Die Hundemahlzeiten mit dem orange-grünen Logo kommen in der Tat direkt von Bio-Bauern, die im Kreis einer Erzeugergemeinschaft organisiert sind. Unter den Dosen mit Nassfutter kann der Hundehalter zwischen Rind, Truthahn und Huhn wählen, das Trockenfutter kommt vom Geflügel und ist in drei verschiedenen Varianten zu haben: für Welpen, Erwachsene und Senioren. Für den Hunger zwischendurch hält defu Kauartikel, Fleisch-Snacks und Hundekekse bereit.

E-Shop von defu - Startseite
Die Startseite von defu E-Shop

Dosenfutter im Test

Da ich Trockenfutter grundsätzlich ablehne, kommt für mich nur das Dosenfutter in Frage, das ich auch ausgiebig teste. Im Alltag setze ich sonst auf frische Zutaten – ähnlich wie beim Barfen, aber mit weniger Fleisch – sowie auf selbst gekochte Hundemahlzeiten. Nassfutter halte ich lediglich für Reisen und Notfälle auf Lager. Die Qualität dieser Notlösung muss dabei einwandfrei sein – meine kulinarisch eher verwöhnten Hunde kriegen leicht Magenverstimmung, wenn der Inhalt der Futterdose, die sie gelegentlich vorgesetzt bekommen, aus minderwertigen Zutaten besteht und künstliche Zusätze aufweist. Und ich kriege leicht depressive Verstimmung, wenn das Fleisch aus leidvoller Massentierhaltung stammt.

defu E-Shop mit übersichtlicher Produktpalette

Eins fällt mir in dem E-Shop von defu auf Anhieb auf: Die wenigen Produkte. In der Hundesektion gibt es drei Fleischsorten von Nassfutter, eine von Trockenfutter. Zwei Fleisch-Snacks. Vier Kauartikel. Drei Keks-Varianten. Fertig. Ein sonst von der Vielfalt und zahlreichen Variationen verwöhnter Kunde bekommt hier möglicherweise Verlangen nach mehr. Doch die Übersichtlichkeit ist genau richtig: Wir leben Tag ein Tag aus im Überfluss und werden täglich mit Intransparenz und Üppigkeit konfrontiert. Die kleine Produktpalette bei defu huldigt der „Klasse statt Masse“, ist aber auch ortsbedingt eingeschränkt. „Qualität bedeutet auch Verzicht“, betont Raphaela Stradomski, verantwortlich für Marketing und Kommunikation. „Wir versuchen, wann immer möglich, Demeter-Zutaten zu verwenden, diese gibt es aber nicht immer in ausreichender Menge. Aus Rohstoffmangel müssen wir auch auf Bio-Ware zurückgreifen, sonst könnten wir gar nicht kontinuierlich Ware herstellen und liefern. Wegen der Rohstoffverfügbarkeit bieten wir auch nur 3 Fleischsorten für den Hund und sechs für die Katze – es gibt nicht genug Bio-Fleisch.“ Das bremst zwar das Wachstum, verwässert aber auch nicht das strenge Konzept.

Erzeugergemeinschaft mit Hundefutter-Konzept

Das geradlinige Konzept wird von der Erzeugergemeinschaft „Demeter Felderzeugnisse“, aus der defu hervorging, gleichermaße diktiert und gelebt. Nach eigenen Angaben ist das die erste Erzeugergemeinschaft der Welt. Aus einer kleinen Gruppe biodynamisch wirtschaftender Landwirte, die sich erstmalig 1967 zusammengeschlossen haben, ist heute eine ernst zu nehmende Bio-Community geworden. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das Warenangebot zu bündeln und die Industrie und Handel mit Erzeugnissen aus biodynamischem und ökologischem Anbau zu beliefern. Das Hundefutter – neben Katzenfutter – ist das zweitjüngste Produkt der Firma, die sonst Bio-Rohstoffe und Bio-Tiefkühlprodukte für den Einzelhandel und die Gastronomie herstellt. Das defu-Team besteht aus acht Angestellten und zwei Hunden: dem Retriever Kalle und Funny, einem Vizsla.

Hundefutter mit hohem Fleischanteil

Dosenfutter "Truthahn High Sensitive" von defu

Das Nassfutter, das ich zum Testen geschickt bekomme, kommt in der „High Sensitive“-Variante ohne Getreide aus. Die „Sensitive“-Sorten greifen zu Vollkornreis, Dinkel oder Amaranth. Der Fleischanteil ist ähnlich hoch: 77 % bei Huhn und Truthahn „Sensitive“, 79 % bei Rind „Sensitive“ sowie 87% bei Rind, Huhn und Truthahn „High Sensitive“. Alle verwenden nur eine Proteinquelle, eigenen sich also für eine Ausschlussdiät bei Allergien und Empfindlichkeiten. Was an Fleisch in den Dosen landet, nennt Raphaela Stradomski eine „respektvolle Verwertung“. „Wir verwerten all das, was der Mensch verschmäht: außer Muskelfleisch auch noch Hals, Herz, Magen und Leber. Früher wurden mehr Tierteile von den Menschen geschätzt, heute gibt es im Laden nur noch Brust oder Schenkel von Hühnern, der Rest müsste im Müll landen. Das ist respektlos dem Tier gegenüber und schwierig für die Bauern.“ Das in der Hundebranche häufig verwendete Merkmal „Futter in Lebensmittelqualität“ hält Raphaela Stradomski für reine Marketingmaßnahme. „Auf der Rechnung ist es Lebensmittel. Sobald ich das Fleisch aber in einen futterverarbeitenden Betrieb bringe, wird es automatisch zu K3.“ Laut der Definition werden als K3-Fleisch für den Menschen ungenießbare oder aus kommerziellen Gründen nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Schlachterzeugnisse bezeichnet.

Alleinfuttermittel auch für Allergiker

Unabhängig von der verwendeten Nomenklatur, macht das Futter rein äußerlich einen guten Eindruck: Es riecht frisch und ansprechend, die Konsistenz ist weder zu fest noch zu fluffig. Mit meinem spitzen Dosenlöffel lässt sich der Inhalt leicht auskratzen. Zwischen der fleischigen Masse lassen sich Gemüse-Stückchen noch sehr gut erkennen. Meinen beiden Hunden schmecken beide getesteten Sorten „Huhn High Sensitive“ und Rind High Sensitive “ gleich gut und werden freudig inhaliert. Der spätere Output ist etwas größer als nach Frischfleisch-Mahlzeiten, aber bei weitem nicht so voluminös wie nach dem Konsum von Trockenfutter. Bei keiner der probierten Sorte treten Magenverstimmungen oder andere Auffälligkeiten auf. Das Nassfutter wird gut vertragen. Da ich BARF-geprägt füttere, gebe ich zu den Hundemenüs auch je einen Teelöffel getrockneter Bio-Kräuter und einen Schuss Bio-Öl hinzu. Allerdings sind die defu Dosen als Alleinfuttermittel deklariert, der Nährstoffbedarf des Hundes soll also gedeckt werden. Kräuter und Öle sind für mich eher das I-Tüpfelchen und sollen nicht allzu häufig dem Futter beigemischt werden.

Preise und Maßeinheiten bei defu Dosen

Das Nassfutter von defu ist erhältlich in den Größen 200 g, 410 g und 820 g. Die „Sensitive“-Varianten kosten 2,29 EUR für die kleinste Dose, 3,39 EUR für die mittlere und 5,49 EUR für die größte Blech-Verpackung. Die „High Sensitive“-Sorten sind etwas teurer und kosten entsprechend 2,49 EUR, 3,79 EUR und 5,99 EUR. In der günstigsten Variante (6 x 820 g Dosen) reduziert sich der Kilopreis auf 6,10 EUR (Sensitive) und 6,70 EUR (High-Sensitive).

Mein Urteil zum Nassfutter von defu

Truthahn High Sensitive von defu
Truthahn High Sensitive von defu

Das Nassfutter von defu schmeckt meinen Hunden sehr gut und ist gut verträglich. Das Fleisch kommt aus artgerechter Tierhaltung: Die Bio-Tiere müssen natürlich auch sterben, leben aber im optimalen Fall in besseren Bedingungen, stressfreier und wesensgerechter und werden keinen langen Transportwegen ausgesetzt. Das Konzept von Erzeugergemeinschaft bündelt das Warenangebot und optimiert die Belieferung von Industrie und Handel. Die Idee, eigene Erzeugnisse aus biodynamischem und ökologischem Anbau im Tierfutter – aber auch Tiefkühlprodukten, Fisch und Eis –zu verarbeiten, gefällt mir sehr gut. So kennt die Erzeugergemeinschaft die Herkunft aller Zutaten bestens und verwertet selbst produzierte Ware. Der Kreislauf schließt sich auf diese Weise. Die offene Deklaration lässt hohe Transparenz zu. Die Preise bewegen sich im oberen Bereich, sind aber durch die hohe Qualität der Zutaten und strenge Demeter-Kriterien begründet. Einzig negativ war die Menge der anfallenden Blechverpackung. Innerhalb von drei Tagen war der Gelber Sack voll. Es wäre angemessen über die dünnere und leichtere Plastikhülle nachzudenken, die laut dem Bundesumweltamt die umweltschonendste Alternative darstellt - im Vergleich zu Dose oder Glas.